Viele Regionen - eine Katastrophe
Hintergründe

Die aktuelle Hungerkrise betrifft viele Länder Afrikas: Kenia, Somalia, Äthiopien und den Südsudan. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Zur jahrelangen Dürre kommen - auch als Folge von El Nino - in fast allen betroffenen Ländern Gewalt und Massenflucht hinzu.
Im Südsudan beispielsweise kämpfen verfeindete Milizen seit über drei Jahren mit äußerster Brutalität um die Macht. Leidtragend ist die Zivilbevölkerung als Opfer der Gewalt. Die Menschen können ihre Felder nicht mehr bestellen und mussten ihre Reserven gänzlich aufbrauchen.
Hinzu kommt die Dürre: Die Felder sind vertrocknet, die Flüsse und Bäche versiegt und die Menschen am Ende ihrer Kräfte. Ihnen fehlt jede Lebensgrundlage. In Somalia beispielsweise hat es jahrelang kaum geregnet. Und auch hier fürchten sich die Menschen vor den Angriffen der islamistischen Gruppe Al Shabab. Friedlich ist es in den somalischen Provinzen Somaliland und Puntland – aber hier ist der Tierbestand der Viehnomaden durch die jahrelange Trockenheit zu drei Vierteln verendet. Seit März 2018 wurde in Teilen des Landes die Dürre von starken Regenschauern abgelöst, die zu heftigen Überschwemmungen geführt haben und die Einwohner zur Flucht zwingen.
Nötig ist daher in allen Gebieten der Hungerkrise ein umfassender Hilfeansatz. Neben der akuten Nothilfe müssen auch neue Bewässerungsmethoden und Wiederaufforstungsmaßnahmen wie FMNR (Farmer managed natural regeneration) ausgebaut werden.
Was hat World Vision in den Krisengebieten vorbeugend gemacht?
Der Schwerpunkt in der zum Teil schon jahrelang durchgeführten Projektarbeit liegt auf Unterstützung zur nachhaltigen Ernährungssicherung, um drohende Hungerkrisen abzuwenden. World Vision hilft der Bevölkerung, Früherkennungsprogramme für unterernährte Kinder durchzuführen und die betroffenen Kinder angemessen zu versorgen. Um die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung zu stärken, unterstützt World Vision Kleinbauern und Familien bei der Steigerung der Produktivität durch hochwertiges Saatgut und mit Schulungen zu verbesserten Anbaumethoden sowie der Anlage von Wasserspeichern. Zudem helfen wir der Bevölkerung, den Zugang zu lokalen Märkten zu erschließen.
Akute Flüchtlingskrisen und die damit einhergehende Hungersituation - wie zum Beispiel im Südsudan - sind nicht lange vorher planbar. Durch die bestehenden Strukturen konnte World Vision gleich nach Beginn der Krise damit beginnen, die notleidenden Menschen zu unterstützen. In solchen Fällen werden kurzfristig Nahrungsmittel verteilt, um die Kinder und Familien mit den wichtigsten Nährstoffen zu versorgen. Akut unterernährte Kinder werden von lokalen Gesundheitshelfern medizinisch behandelt und erhalten Aufbaunahrung. Außerdem setzt sich World Vision auf politischer Ebene ein, um die Situation für die betroffene Bevölkerung zu verbessern.
Was ist der Unterschied zwischen Unterernährung und Hungersnot?
Akute Unterernährung
Eine drastische Verschlechterung des Ernährungszustandes kann akute Unterernährung oder «Wasting» zur Folge haben. Sie führt innerhalb kürzester Zeit zu gravierenden Gesundheitsproblemen wie Gewichtsverlust, beeinträchtigten Körperfunktionen und im schlimmsten Fall zum Tod.
Chronische Unterernährung
Dieser Begriff beschreibt die ungenügende Ernährung und Nährstoffaufnahme über eine längere Zeit. Kinder unter 5 Jahren sind am häufigsten betroffen. Chronische Unterernährung führt zu Wachstumsstörungen und Gewichtsverlust. Langfristige chronische Unterernährung stört die körperliche und geistliche Entwicklung – sogenanntes «Stunting».
Hungersnot
herrscht laut UN-Definition, wenn mindestens
- 20 Prozent der Bevölkerung weniger als 2.100 Kilokalorien pro Tag zu essen haben.
- 30 Prozent der Kinder akut unterernährt sind.
- zwei von 10.000 Menschen oder vier von 10.000 Kindern täglich an Nahrungsmangel sterben.