
Kinder und ihre Familien müssen verheerende Entscheidungen treffen.
Hungersnöte haben im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr. Sie sind eigentlich vollständig vermeidbar. Trotzdem steigt die Zahl der Hungernden seit Jahren unaufhörlich an und hat sich seit 2015 knapp vervierfacht. Das Ziel, den Hunger bis 2030 zu besiegen, ist in weite Ferne gerückt. Die Zahl der Hungernden ist seit Jahresbeginn 2022 um 25 Prozent auf bislang 345 Millionen Menschen gestiegen. Betroffen sind vor allem jene Länder, die ohnehin schon zu den fragilsten und am meisten gefährdeten Regionen der Welt gehören.
Die Motoren von Hunger sind vielfältig, aber fast überall dieselben: Bewaffnete Konflikte, organisierte Gewalt, Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung, Naturkatastrophen, wirtschaftliche und politische Instabilität und die Pandemie führen zu Verarmung und in weiterer Folge zu Hunger. Auch der Zugang zu humanitärer Hilfe ist teilweise stark eingeschränkt. Auch hierbei spielen Konflikte eine Rolle. Aber auch bürokratische Hürden, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, Sicherheitsrisiken oder schwierige Erreichbarkeit der betroffenen Regionen wirken sich auf den Zugang zu humanitärer Hilfe aus. Teilweise müssen entsprechende Maßnahmen vorübergehend sogar ausgesetzt werden. Was das für die Menschen bedeutet, liegt auf der Hand.
Die Welt steuert auf die größte humanitäre Katastrophe der Gegenwart zu. Das letzte Mal, als wir mit einer Krise dieser Größenordnung konfrontiert waren, starben 260.000 Menschen, die Hälfte davon Kinder unter fünf Jahren. Das war die Hungersnot in Somalia. Das Land ist seither nicht zur Ruhe gekommen und gehört nach wie vor zu jenen Gebieten, in denen die Not am größten ist.
Und trotzdem ist das öffentliche Bewusstsein für diese Krisen noch immer viel zu gering. Die Hilfsmittel fließen zum Teil nur spärlich oder werden umgewidmet, um andernorts helfen zu können. Wir werden im Kampf gegen den Hunger um Jahre zurückgeworfen. Auch wenn der Sieg über den Hunger gerade in weite Ferne gerückt ist: Die Lage ist nicht hoffnungslos.
World Vision hat mit der größten Kampagne seiner Geschichte auf die Krise reagiert und ist in den kommenden Monaten verstärkt in jenen 25 Ländern tätig, die besonders stark betroffen sind. Wir wollen damit mindestens 22 Millionen Menschen allein in diesen Ländern helfen. Dass das möglich ist, zeigen unsere bisherigen Erfolge in diesen und anderen Regionen, die von Hunger bedroht sind: Seit März 2021 haben wir mehr als 15,8 Millionen Menschen unterstützt, davon mehr als acht Millionen Kinder.
Seit wir die Kampagne im Mai gestartet haben, konnten wir bereits mehr als 3,6 Millionen Menschen mit Lebensmitteln, finanzieller Unterstützung, Gesundheitsversorgung und wirtschaftlichen Maßnahmen erreichen. Mehr als 329.000 mangel- bzw. unterernährte Kinder wurden behandelt, bisher haben sich knapp 19.000 von ihnen wieder vollständig erholt. Die Versorgung mit sauberem Wasser hat sich für rund 1,5 Millionen Menschen verbessert, etwa 179.000 Menschen haben wir mit Hygienemaßnahmen erreicht.
So hilft World Vision

Somalia – Schlimmste Dürre seit seit 40 Jahren
Das Land im Horn von Afrika steuert auf die fünfte Dürreperiode in Folge zu. Mehr als sieben Millionen Menschen sind hier von der Hungerkrise betroffen, 200.000 von ihnen stehen an der Schwelle zum Hungertod. Alles deutet darauf hin, dass sich die Situation weiter verschlimmern wird. Bis Jahresende könnten 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren akut unterernährt sein. Unzählige Familien sind mit ihren Kindern oft tagelang zu Fuß im Land unterwegs, in der Hoffnung, Gebiete zu erreichen, in denen sie etwas Nahrung für ihre Kinder bekommen können. Die meisten Mütter, die in Ernährungskliniken aufgenommen werden, haben mindestens ein unterernährtes Kind. Auch in Somalia machen sich die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine bemerkbar: Das Land bezieht 100 Prozent seines Weizens aus der Ukraine. Selbst wenn das Land die hohen Importpreise bezahlen könnte: Für die Bevölkerung wäre der Weizenpreis noch immer viel zu hoch und unleistbar. Und auch die humanitäre Hilfe steht derzeit unter keinem guten Stern: Gerade einmal 29 % der notwendigen Mittel wurden bisher bereitgestellt.
Uganda – Nahrungsmittelknappheit und Unterernährung
Die Region Karamoja in Nordost-Uganda gilt als eine der ärmsten und am meisten benachteiligten des Landes. Die Bevölkerung lebt traditionell von Vieh- und Subsistenzlandwirtschaft in einer relativ trockenen Region. Seit Jahren herrschen Nahrungsmittelknappheit, Unterernährung, bewaffnete Auseinandersetzungen sowie Klimaschwankungen.
Unser Projekt, das größtenteils von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA) finanziert wird, zielt darauf ab, die Lebensbedingungen von 15.000 Haushalten zu verbessern und Gemeinden darin zu stärken, besser auf Naturereignisse wie z. B. Heuschreckenplagen vorbereitet zu sein.

Äthiopien – Hilfe in der Krisenregion Tigray
Die Region Tigray ist eine der ärmsten in Äthiopien. Über 400.000 Menschen sind hier vom Hungertod bedroht. Zwischen Juni 2021 und März 2022 sind nur 10 Prozent der zugesicherten Hilfsmittel in der Region eingetroffen. Seit Mai 2022 ist Tigray außerdem von einigen Services komplett abgeschnitten. Seit Jahresbeginn haben neun Hilfstransporte die Menschen erreicht, ie Situation ist aber weiter sehr kritisch. Zwar hält die vereinbarte humanitäre Waffenruhe. Allerdings vernichtet anhaltende Dürre die Ernte, sodass das Land zunehmend von Importen abhängig ist. Und die werden nicht zuletzt aufgrund des Kriegs in der Ukraine immer teurer.
Burkina Faso - Die Menschen brauchen unsere Hilfe!
Die humanitäre Situation in Burkina Faso wird jeden Tag bedrohlicher: Klimawandel und Pandemie wirken sich zunehmend auf die Ernährungssituation aus, immer mehr Menschen müssen ihr Zuhause verlassen. Mehr als vier Millionen Menschen sind in der Sahel-Zone von Hunger bedroht, rund 400.000 Kinder sind bereits stark unterernährt. Familien müssen jeden Tag ums Überleben kämpfen, die Zukunft einer ganzen Generation steht auf dem Spiel. Allein in diesem Jahr werden 3,5 Millionen Menschen in Burkina Faso auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Dennoch fehlt es noch immer an ausreichend internationaler Aufmerksamkeit und damit an den nötigen finanziellen Mitteln. Knapp 500 Millionen Euro werden dieses Jahr benötigt, um die Hungersnot zu lindern, den Zugang zu Ernährung zu sichern und jenen zu helfen, die aufgrund der Situation ihr Zuhause verloren haben.
Häufig gestellte Fragen:
Die Ursachen für die weltweite Hungerkrise sind vielfältig: Klimawandel, bewaffnete Konflikte, politische Instabilität sowie die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Naturkatastrophen wie Dürren und Überschwemmungen vernichten ganze Ernten und damit die Einkommensgrundlage zahlreicher Familien. Auch die Pandemie hat vor allem ärmeren Ländern schwer zugesetzt. Wachsende Arbeitslosigkeit und steigende Lebensmittelpreise gehören dort zu den unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen von COVID-19. Dazu kommen in manchen Ländern bewaffnete Konflikte, bürokratische Hürden, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und Sicherheitsrisiken, die den Zugang zu humanitärer Hilfe stark einschränken.
Die Ukraine und Russland sind die wichtigsten Exportländer für Getreide wie Weizen, Mais und Gerste. Durch den Krieg ist ein Drittel der ukrainischen Äcker vernichtet worden, der Getreideexport wird immer wieder unterbrochen. Die Folgen: Verknappung und Teuerung. Düngemittel und Treibstoff sind ebenfalls nahezu unbezahlbar. Besonders hart trifft das Länder in Afrika und im Mittleren Osten, die auf Getreideimporte angewiesen sind: Sie können die hohen Preise nicht mehr bezahlen. Das führt dazu, dass immer öfter Lebensmittelrationen gekürzt werden müssen oder die Vorräte nicht mehr für alle ausreichen. Bestehende Hungersnöte werden dadurch weiter verstärkt.
World Vision konzentriert die Hunger-Nothilfe auf folgende Länder, die besonders stark von Hungersnot bedroht sind.
· Ostafrika: Äthiopien, Kenia, Somalia, Sudan, Südsudan, Tansania, Uganda
· Südafrika: Angola, Demokratische Republik Kongo
· Westafrika: Burkina Faso, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Mali, Mauretanien, Niger
· Lateinamerika und Karibik: Guatemala, Haiti, Honduras, Venezuela
· Naher Osten und Osteuropa: Afghanistan, Libanon, Syrien, Jemen
· Asiatisch-Pazifischer Raum: Myanmar
World Vision konzentriert sich auf jene Kinder und Familien, die am dringendsten Hilfe brauchen. Zu unseren Hilfsmaßnahmen gehören unter anderem:
· Ernährung sichern: Wir leisten Nahrungsmittelhilfe vor Ort, indem wir z.B. therapeutische Aufbaunahrung für mangel- und unterernährte Kinder verteilen oder
monatliche Lebensmittelrationen an die ärmsten Familien (in Zusammenarbeit mit dem Welternährungsprogramm der UNO).
· Gesundheitsversorgung, z.B. Zugang zu sauberem Wasser und medizinische Hilfe
· Aufbau von Sanitäreinrichtungen und Hygienepraktiken
Es braucht aber noch weitere Maßnahmen, damit wir die Ursachen und die Folgen der Hungerkrise in den Griff bekommen.
Wir setzen dabei vor allem auf Projektarbeit vor Ort, damit die Menschen sich langfristig selbst helfen können. Dabei arbeiten wir in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Wasser, Hygiene, Einkommen, Bildung und Kinderschutz. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören unter anderem:
· Wiederaufforstung von Land durch die Kultivierung von Bäumen und Sträuchern (FMNR)
· Zugang zu sauberem Wasser und Schutz der Wasserressourcen
· Schulung in Katastrophenvorsorge
· Zugang für Kinder zu Gesundheits-, Ernährungs- und Schutzprogrammen
· Einkommensverbesserung durch Zugang zu finanziellen Mitteln und neuen Verdienstmöglichkeiten
· Nachhaltige Änderungen in der Landwirtschaft z.B. durch Anbau von dürreresistentem Saatgut
Über 20 Millionen Kinder sind nur einen Schritt von einer Hungersnot entfernt und brauchen jetzt unsere Hilfe. Mit einer Einmalspende machen Sie bereits einen Unterschied: Nur 30 Euro versorgen eine sechsköpfige Familie für einen Monat mit Grundnahrungsmitteln. Mit einer regelmäßigen Spende helfen Sie uns dabei, im Notfall noch schneller zu reagieren und zu helfen. Wir können außerdem langfristige Projekte umsetzen, um den Menschen dauerhaft zu helfen.
Unsere Patinnen und Paten lassen ihre Patenkinder nicht im Stich: Dank regelmäßiger Beiträge können alle Kinder und ihre Familien in unseren Projekten versorgt werden.