Weihnachtstraditionen in unseren Projekten

 

Text: World Vision Schweiz

 

In rund 100 Ländern ist World Vision aktiv. Jedes Land kennt andere Traditionen zum Weihnachtsfest. 

Adventskranz, Christbaum, Krippenspiel: Für viele Menschen ist Weihnachten die festlichste Zeit im Jahr. Auch in vielen Ländern Afrikas kommen Familien zusammen, um die Geburt Jesu zu feiern. Nur haben sie andere Rituale als wir. Und die unterscheiden sich auch von Land zu Land. In Lateinamerika finden die Feierlichkeiten bei sommerlichen Temperaturen auf den Straßen statt oder am Strand. Wir stellen Ihnen nun ein paar ausgewählte Weihnachtstraditionen aus unseren Projektländern vor! Viel Spaß und frohe Weihnachten!

Gefeiert wird im Januar

Die längste Tradition hat Äthiopien: Hier ist Weihnachten seit dem 4. Jahrhundert ein Feiertag. Allerdings feiert die äthiopisch-orthodoxe Kirche die Geburt Jesu am 7. Januar, nach dem julianischen Kalender. Das unter dem Namen "Genna" oder "Ganna" bekannte Fest ist eines der grössten im Jahr. Im Mittelpunkt steht das Gebet und das Essen im Kreis der Familie.

Los geht es mit einer mehrstündigen Messe, an der alle in einem traditionellen Festgewand teilnehmen, der "Shamma". Danach beginnt das Ende der Fastenzeit und ein großes Mahl, das sich über den ganzen Tag zieht. Wer es sich leisten kann, schlachtet eine Ziege. Dann gibt es Brot, Fleisch, scharfen Eintopf oder "Manook", eine Spezialität aus grünen Bananen, die geschält, in Bananenblätter gewickelt und gekocht werden. Den ganzen Tag über wird gegessen, gesungen und gebetet.

Weihnachtsfest in Äthiopien
Weihnachtstraditionen in Lateinamerika

Neun Gebete für neun Monate

Am 16. Dezember finden nicht nur in Kolumbien, sondern auch in Venezuela und Ecuador mit den "Novena de Aguinaldos" oder "Novena de Navidad", wörtlich übersetzt die neun Gebete der Weihnachtsgaben statt. Laut Tradition erfolgt neun Tage lang in Folge erst ein Gebet, je in Gedenken an einen Monat bis zur Geburt. Dann gibt es ein Essen im Kreis der Familie und Nachbarschaft, bei der auch Weihnachtslieder ("Villancicos") gesungen werden.

Ebenfalls am 16. Dezember beginnen in Bolivien, Guatemala und Mexiko die "Posadas": Prozessionen, bei denen Gruppen durch das Dorf ziehen und symbolisch wie damals Maria und Josef nach einer Unterkunft suchen. Auf ihren Schultern tragen sie biblische Figuren. Und im letzten Haus gibt es für alle ein großes Fest mit Punsch und Piñatas. Die sind im Übrigen ein sehr christliches Symbol: Traditionell in Form eines Sterns mit sieben Zacken symbolisieren eine Piñata die Todsünden, die zerstört werden, woraufhin es zur Belohnung Süssigkeiten regnet.

Von Tanzbeinschwingen, Gebeten und Palmblättern

Überall wird gefeiert und getanzt. In Uganda führen Frauen den "Amaganda" auf, einen Tanz, den es nur zu Weihnachten gibt. Vielerorts vermischen sich alte Traditionen mit christlichem Gebet. Auch in Ländern, in denen es wenige Christen gibt, zum Beispiel in Mali, Guinea und Gambia, ist der 25. Dezember ein Feiertag, den man gemeinsam in Messen verbringt. In der Kirche spielt sich ein Großteil des Festtagsgeschehens ab. Über Stunden werden in der Demokratischen Republik Kongo biblische Szenen vorgeführt, in Ghana zeigen Kinder ein Krippenspiel. Da dort Weihnachten auf das Ende der Kakaoernte und mitten in die Ferien fällt, zieht sich das Ritual aus Gottesdienst und anschließendem Mahl über mehrere Tage. Wer kann, verbringt die Zeit zuhause und genießt das Fest im Kreis der Familie.

Auch in Kenia oder Simbabwe ist Weihnachten ein Fest der Familie. Kinder ziehen durch die Strassen und wünschen allen frohe Weihnachten. Manche sammeln Geld, das später ihre Eltern für sie aufbewahren. Überall gibt es Umzüge, Tänze und Vorführungen mit Trommeln und Masken. In Sierra Leone spielt eine Blaskapelle. Und in Nigeria wird schon im Vorfeld alles mit Palmblättern auf Hochglanz gebracht. Kirchen werden geschmückt, manche Familie dekoriert einen Baum. Nur ist es eben keine Tanne, an der die Kugeln hängen, sondern eine Palme oder ein Mangobaum.

Kinder tanzen in Uganda
Biblische Szenen

Krippen und biblische Szenen

Traditionelle biblische Szenen spielen in Lateinamerika eine große Rolle, ob bei Prozessionen oder "Pastorelas", Aufführungen biblischer Szenen. Krippen finden sich überall: In Ecuador pilgern Menschen auf geschmückten und bepackten Lamas zu ihnen, um mit ihren Gaben um Gottes Segen zu bitten. Auch hier gibt es im Anschluss ein Fest, bei dem viel Fleisch gegrillt wird.

In Paraguaya ist das klassische Weihnachtsessen ein großes Verwirrspiel: Denn die "Sopa" (Suppe), die gerne gereicht wird, ist eigentlich ein Kuchen ist aus Maismehl, Eiern und Käse. Meister der Verwirrung ist aber Chile: Denn hier heißt Weihnachten in vielen Teilen Ostern ("Pascua"). Zum Fest ein Weihnachtsbrot, das Osterkuchen heißt ("Pan de Pascua"), eine Art Panetone mit Nüssen und kandidierten Früchte. Und die Geschenke bringt der "Viejito Pascuero", der Weihnachtsmann, der eigentlich Ostern in seinem Namen trägt.