Tina in Mosambik

#TinaTuesday - Tina in Mosambik

Mein Monat in Mosambik

Jedes einzelne Land ist so vielfältig und beeindruckend. Sprache, Landschaft und Grundnahrungsmittel sind zum Beispiel einige ganz offensichtliche Unterschiede.

Die letzte Station führt Tina nach Mosambik - dort besucht sie unsere Patenschaftsprojekte Kazuzo und Nihessiue. Mit unseren Kolleginnen und Kollegen vor Ort entdeckt sie die vielfältigen Seiten von Mosambik. Uns erzählt sie, mit welchem Eindruck sie aus Mosambik nach Österreich zurückkehrt.

Du warst jetzt in 3 unterschiedlichen afrikanischen Ländern. Was sind deine Eindrücke zu den Unterschieden?

In den Dörfern in unserem Projektgebiet in Mosambik wird neben Portugiesisch hauptsächlich die lokale Sprache Macua gesprochen. Portugiesisch wird erst in der Schule gelehrt und nicht jeder spricht es. Die Landschaft ist hier vergleichsweise zu Eswatini sehr grün, allerdings nicht ganz so saftig und dschungel-artig wie in Tansania. Und während die Menschen in Eswatini größtenteils von Mais leben und man in Tansania hauptsächlich Kochbananen isst, steht hier in Mosambik Kassava an erster Stelle des Speiseplans.

Frisur: Neben diesen offensichtlichen Unterschieden sind mir noch andere Dinge gleich ins Auge gestochen, die hier auffallend sind. Darunter zum Beispiel die Frisuren von vielen Frauen. Hier scheint eine ganz besondere Frisur in Mode zu sein, denn die Köpfe der Frauen und Mädchen hier sind geprägt von kleinen, abstehenden, eingeflochtenen Zöpfen.

Hausbau: Auch die Häuser der Menschen in Mosambik sehen deutlich anders aus, als alles was ich zuvor gesehen habe. Das Besondere sind die Dächer, die weit über die Hauswände hinausragen. Diese sind nämlich größtenteils ziemlich instabil und müssen vor Regen geschützt werden. Denn es besteht der Mythos in der Gesellschaft, dass irgendwann einmal das Haus zu brennen beginnt, wenn man gebrannte Ziegel verwendet. Unter anderem hier leisten wir Aufklärung.

Latrinen: Auch die Toiletten bzw. Latrinen sehen in Mosambik deutlich anders aus. Bzw. gab es in Tansania kaum welche und auch in Swasiland waren Latrinen eher eine Seltenheit. Hierzulande hat fast jeder Haushalt eine Art „Badezimmer“. Darunter kann man sich einen durch Stroh eingezäunten Bereich vorstellen, in dem sich auf der einen Seite ein selbst ausgegrabenes, ca. 2 m tiefes Loch als Toilette befindet. Auf der anderen Seite ist ein Platz, wo man sich geschützt vor neugierigen Blicken mit einem Kübel Wasser waschen kann.

Mädchen mit spitzen Haaren
Mosambikanische Bauweise
Mosambikanischen Badezimmer

Was sind die größten Herausforderungen der Menschen vor Ort?

Mangelernährung und die fehlende gesundheitliche Versorgung sind hier für die Menschen in Nihessiue und Kazuzu sehr große Probleme.

Kassava
Mosambik Kind mit Schüssel Essen

Die Menschen sind Selbstversorger und bauen hauptsächlich Kassava (Bild links) an, der aufgrund seiner Wetterbeständigkeit das Hauptnahrungsmittel der Region ist. Das Knollengemüse wird das ganze Jahr über gegessen. Dies ist möglich, in dem man es trocknet und bei Bedarf kocht oder zu Mehl mahlt und daraus einen Brei macht. Ich habe natürlich beides probiert und muss sagen, das dient wirklich nur zur Nahrungsmittelaufnahme – mit Genuss hat das wenig zu tun.

Auf dem Land der Menschen wachsen zwar viele Obstbäume wie Mango, Papaya oder auch Cashewnüsse – die Erträge davon werden allerdings hauptsächlich als Einkommen verwendet – nur wenig wird selbst gegessen. Den Menschen fehlt zudem das nötige Wissen rund um gesunde Ernährung und abwechslungsreiches Kochen. Die Folge von dieser sehr einseitige Ernährung ist Mangelernährung.

Auch die gesundheitliche Versorgung lässt sehr zu wünschen übrig. Die wenigen Gesundheitsstationen, die es gibt, sind nahezu unerreichbar. Viele Menschen müssen kilometerweite Strecken auf sich nehmen, die einfach nicht zu bewältigen sind – schon gar nicht, wenn man krank ist. „Die nächste Klinik ist 3-4 Stunden zu Fuß entfernt. Diese Strecke kann ich kaum mit meinen kranken Kindern zurücklegen“, berichtet mir Elisabeth, Mutter von 5 Kindern aus dem Dorf Natava. Der Transport zu den Kliniken ist für die meisten Familien einfach nicht leistbar. Die Folge ist, dass viele sich erst gar nicht untersuchen lassen und Krankheiten, die man gut behandeln könnte, womöglich lebensgefährlich werden.  

Auch im Bereich Kinderschutz sind Verbesserungen nötig. „Die Hauptprobleme hier in unserer Community sind Gewalt, harte Arbeit statt Schule, teilweise respektloses Behandeln von Kindern beispielsweise durch Verwendung von Schimpfwörtern statt Namen, Frühschwangerschaften und Frühehen“, erzählt mir José, Mitglieder des örtlichen Kinderschutz-Komitees, das World Vision ins Leben gerufen hat.

Der Zugang zu Wasser ist ebenso eine Herausforderung für die Menschen vor Ort. Viele müssen kilometerlange Strecken zurücklegen, um zur nächsten Wasserstelle zu kommen. Im Moment sind wir hier mitten in der Sommerzeit und viele dieser Quellen sind noch dazu halb ausgetrocknet. Das Wasser ist schmutzig und wird von Tieren mitverwendet.

Wie hilft World Vision?

Mangelernährung versuchen wir so wie in Tansania durch einen ganz besonderen Ansatz zu bekämpfen: Wir zeigen den Müttern von unterernährten Kindern, wie sie nährstoffreichere Gerichte zubereiten können. Essenziell dabei ist die Verwendung von lokal verfügbaren Lebensmittel. Nur so können die Familien die neuen Gerichte auch nachhaltig umsetzen. „Statt ausschließlich Kassava und Mais stehen von nun an auch Erdnüsse, Bohnen, Eier und Fische auf dem Speiseplan“, erzählt mir Francina (grünes T-Shirt), Mitglied des Gesundheits-Komitees in Kazuzu. Auch ich habe eine Koch-Demonstration erhalten und das Gericht gekostet. Es hat gut sehr geschmeckt!

Im Bereich Gesundheit kommt ein anderer spannender Ansatz zum Einsatz, der vor allem schwangere Frauen, junge Mütter sowie ihre Kinder unterstützt. Die Frauen werden regelmäßig zu Hause besucht, um auf der einen Seite die Situation und Gesundheit von Mutter und Kind abzuklären und auf der anderen, um wichtige Ratschläge im Bereich gesunde Ernährung, Hygiene, Arztbesuche und Ähnliches zu geben.

Zusätzlich organisieren wir halbjährliche Gesundheits-Check-Ups in unseren Communities. Für die Menschen sind diese Check-Ups wahrlich ein Segen, denn die nächste Gesundheitsstation ist ca. 14 km entfernt. Außerdem haben wir eine Gesundheitsstation inklusive Geburtenstation und Wassersystem errichten, in der bald hunderte Menschen medizinische Versorgung erhalten werden.

Innerhalb von Ernährungsworkshops lernen die Bewohner ausgewogen zu kochen
Monatliche Gesundheitsuntersuchung
Menschen freuen sich über sauberes Wasser aus dem Brunnen

Wir haben im letzten Jahr durch den Global 6K finanzierte Wasserprojekte umgesetzt. Was kannst du uns darüber erzählen?

Da ich selbst eng beim Global 6K mitarbeite, war es für mich besonders schön, die direkten Resultate zu sehen und mitzuerleben, welchen Unterschied Wasser für die Menschen in unseren Communities macht. Sonia, eine 22 Mutter hat mir erzählt, dass sich ihre gesamte Lebensweise durch das Wasser verändert hat.

Sie haben jetzt mehr Zeit zur Verfügung, weil die stundenlangen Märsche zum nächsten Fluss wegfallen, sie können sich öfter waschen und sind gesünder und leiden nicht mehr unter Krankheiten wie Durchfall oder Cholera, weil sie nicht mehr das verschmutze Wasser trinken müssen, das auch von Tieren mitbenutzt wird. 

Du warst bei der Registrierung der Patenkinder dabei. Wie war das? Wie werden die Kinder ausgewählt?

Das war überaus spannend mitzuerleben. Bei dem ganzen Prozess ist unsere Zusammenarbeit mit lokalen Freiwilligen überaus wichtig, denn sie stammen direkt aus den entsprechenden Dörfern und haben eine gute Übersicht über die Bewohner. Sie kennen also fast jedes Kind und jede Familie und wissen dadurch, welche Familien zu den verwundbarsten im Dorf gehört. Sie kennen die persönliche Geschichte hinter den Kindern wie zum Beispiel, ob ein Kind ein Waisenkind ist und nun bei seiner Großmutter lebt, wodurch die beiden Unterstützung wirklich dringend nötig haben. Durch diese grundlegenden Informationen werden zukünftige Patenkinder ausgewählt. Weiters ist natürlich das Einverständnis der Eltern und der Kinder wichtig! Die Familien, die ich getroffen habe, freuen sich sehr darüber, im Patenschaftsprogramm zu sein. Sie kennen die Arbeit von World Vision alle bereits aus umliegenden oder ihren eigenen Dörfern.

Für die Registrierung selbst wird ein Tag gewählt, bei dem wir viele Kinder zusammen antreffen können. Wir besuchen sie in der Schule oder bei einem Community Event. Unsere Kollegen sammeln dann die wichtigsten Infos der Kinder (Geburtsdatum, Name, Geschlecht) und geben die Daten über ein Mobiltelefon in unser System ein. Dazu gehört auch ein kurzes Vorstellungsvideo des Kindes und ein Foto. Zu guter Letzt bekommen die Kinder eine kurze Einführung zu ihrem Vorstellungsbrief und schreiben im Anschluss ihren eigenen. World Vision-Mitarbeiter, Freiwillige und Eltern helfen. Nach Fertigstellung werden die Daten noch einmal überprüft und im Anschluss an uns nach Österreich geschickt, damit wir einen Paten für das Kind finden können.

Registrierung der Patenkinder in Mosambik
Registrierung der Patenkinder in Mosambik

Ein Statement zum Abschluss.

Die letzten 3 Monate waren unbeschreiblich. Die positive Einstellung und die Visionen der Familien haben einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Ich hatte so viele schöne Begegnung mit Kindern, Familien, mit unseren Kollegen, mit Lehrern, mit freiwilligen Helfern, mit Komiteemitgliedern, mit Kleinbauern, mit Krankenschwestern und und und – mit Menschen, die mich sehr inspiriert haben.

Ich bin immer noch dabei, alle Eindrücke zu verarbeiten und freue mich schon, meinen Kollegen, Freunden und meiner Familie ausgiebig von meinen Erlebnissen zu berichten.

Ich bin überaus dankbar für diese letzten aufregenden Monate und die Zeit wird mich für immer begleiten.

Tina Götz für World Vision Österreich

 

Tina Götz

Mitarbeiterin bei World Vision Österreich

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