
Eine besondere Freundschaft
Wie eine Kinderpatenschaft zwei Frauen verbindet und beider Leben für immer veränderte.
Nancy ist heute 34 Jahre alt, sie lebt in Nairobi mit ihrer Tochter in ihrem eigenen Haus. Sie hat einen Master in Projektmanagement und einen Bachelor in Veterinärmedizin. Das alles wurde möglich, als Georgie Paschalis vor fast 24 Jahren beschloss, Nancy durch World Vision zu unterstützen. Es begann alles mit einem simplen, hellblauen Kleid mit dunkelblauen Kragen – die Art von Schuluniform, die tausende Kinder in den Kenianischen Schulen täglich tragen.

Nancys Geschichte
Nancy wuchs in Oltepesi auf, einem trockenen Flachlandgebiet, das traditionell von den Maasai besiedelt wird. Als ihre Eltern sich trennten und ihre Mutter in eine Maasai-Familie einheiratete, zog sie mit ihr dorthin. Sie lebten in einer traditionellen Hütte ohne fließendes Wasser.
Als ich um Wasser bat, brachten sie mir eine braune Flüssigkeit, die wie afrikanischer Tee aussah. Ich sagte ihnen, ich will keinen Tee, ich will Wasser. Sie sagten, das ist Wasser... Es war Wasser aus einem Teich.
Nancy wollte zur Schule gehen. Doch ihr Stiefvater hielt nichts davon. In der Gemeinde ermutigte man die Mädchen nicht, zur Schule zu gehen. „Ein Mädchen wurde als minderwertig gegenüber einem Jungen angesehen und das ist auch heute noch so“, sagt Nancy. „Ich war sehr gut in der Schule, ich war Klassenbeste. Aber es gab Beschwerden aus der Gemeinde. Ich dürfe nicht besser sein als die Jungen in meiner Klasse.“ Als die Mädchen heranwuchsen, wurde eines nach dem anderen verheiratet. Mit 15 Jahren war Nancy die einzige, die noch zur Schule ging.


Patenschaft ermöglicht Schulbesuch
Durch ihre Patin Georgie war es möglich, dass auch Nancy die Schule besuchen konnte. Sie war es, die auch für eine Schuluniform sorgte. „Ich hatte keine Ahnung, warum meine Maße genommen wurden. Aber als ich in der Schule ein Päckchen bekam und es auspackte, sah ich die neue Uniform und war überglücklich. Ich konnte nicht glauben, dass sich jemand so für mich interessierte und mir eine Schuluniform schenkte.“ Wenn Nancy heute daran zurückdenkt, muss sie weinen. Georgie hatte keine Ahnung, was ihre Hilfe bewirken würde. Mit ihr begann ein neues Leben für Nancy.
Patenschaft wirkt in der ganzen Gemeinde
Florence, eine ehemalige Mitarbeiterin von World Vision, erzählt von den Veränderungen: „Die Kinder erhielten neue Uniformen, Bücher, Taschen und Kleidung. Die Schule wurde erweitert, neue Klassenzimmer gebaut und ein Wassertank installiert. Gleichzeitig wurden medizinische Untersuchungen und Gesundheitsstationen unterstützt und die Menschen für bestimmte Gesundheitspraktiken sensibilisiert. In der gesamten Region ermöglichte das Patenschaftsprojekt Zugang zu sauberem Wasser.“ Florence war für Nancy immer ein Vorbild gewesen. Ihre Kraft und ihre Position hatten Nancy begeistert.


Briefe der Patin gaben Hoffnung
Georgie aus Australien war 20 Jahre alt, als sie in einer Dokumentation über die Arbeit von World Vision in Afrika erfuhr. Sie war so bewegt davon, dass sie beschloss, eine Patenschaft zu übernehmen: „Es ging darum, zu geben, und ich hoffte, etwas bewirken zu können“, erzählt Georgie. Nancy schickte ihr Briefe und Zeichnungen über das Leben in ihrem Dorf und Georgie schrieb ihr zurück. Sie ermutigte ihr Patenkind, an ihre Träume zu glauben und sie zu verwirklichen. „Ich hatte das Gefühl, es gibt da draußen jemanden, der sich kümmert. Der mich nicht verurteilt. Und der sich für mich interessiert,“ erzählt Nancy.
Stolz in die Zukunft
Nach ihrem Studium war Nancy als Mitarbeiterin der humanitären Hilfe zunächst in Äthiopien und im Südsudan. Später arbeitete sie in Nordkenia in den Bereichen Landwirtschaft und Viehzucht, als Finanzberaterin für eine gemeinnützige Organisation und seit 2018 ist sie Leiterin der Nothilfe Ostafrika für die Organisation CARE. Viel hat sich bei Nancy verändert. Sie konnte genug sparen und ein eigenes Haus zu kaufen, in dem sie mit ihrer 10-jährigen Tochter lebt. „Eines der Dinge, die ich gelernt habe, ist, meine Tochter zu loben. Ich ermutige sie, auf sich selbst stolz zu sein, so wie ich stolz auf sie bin“, sagt Nancy.