Kindersoldat Owa

Wie uns die Arbeit mit Kindersoldaten verändert (Teil 3)

Ein Interview mit Kinderschutz-Experte Charles Kabuya.

Die Arbeit mit Kindersoldaten verändert. Sie gibt den Kindern Hoffnung und Zuversicht. Aber sie hinterlässt auch einen bleibenden Eindruck bei den Mitarbeitern, die direkt mit diesen Kindern arbeiten. Wie ist es, einer der Projekt-Mitarbeiter zu sein? Und was können wir alle tun, um das Leid dieser Kinder zu mindern?

Charles Kabuya ist Kinderschutzbeauftragter für World Vision in der Demokratischen Republik Kongo. Seit Juni 2018 unterstützt er dort Kinder, die zuvor in Milizen waren. Dieses Interview bildet die letzte Folge unserer Serie, in der wir mit World Vision-Mitarbeitern gesprochen haben, die mit ehemaligen Kindersoldaten arbeiten. Lesen Sie hier Teil 1 und Teil 2.

Was hat dich am meisten überrascht, als du diese Kinder zum ersten Mal getroffen hast?
Mich hat ihre Entschlossenheit, hart zu arbeiten und immense Opfer zu bringen, erstaunt. Wenn man in ihre Augen blickt, sieht man ein verlorenes Leben – ein Leben, das von Politik und irgendwelchen Anführern gestohlen wurde.

Was brauchen sie deiner Meinung nach am dringendsten?
Jedes Kind möchte sich sicher fühlen. Und viele Kinder, mit denen wir arbeiten, haben keine Familie oder andere Erziehungsberechtigte, die auf sie aufpassen. Sie haben sich entweder freiwillig dazu entschieden, der Miliz beizutreten, oder wurden von ihren Freunden unter Druck gesetzt. Immer in der Hoffnung, Freiheit zu bekommen, ohne jedoch an mögliche Folgen ihrer Entscheidungen zu denken.

Kinderschutz-Experte Charles Kabuya

Welche Veränderungen hast du dank deiner Arbeit und der Arbeit von World Vision bei diesen Kindern im Laufe der Zeit beobachtet?
Im Moment betreuen wir mehr als 200 Kinder, die die Kamuina-Nsapu-Miliz verlassen haben. Sie wurden identifiziert, registriert und in unseren Kinderschutzzentren aufgenommen. Wir unterstützen sie dabei, wieder mit ihrer Ausbildung zu starten und sich nach all den Feindseligkeiten, die sie in der Miliz erlebt haben, wieder in ihre Gemeinschaften zu integrieren. Man merkt ganz klar, wie sie von diesen Veränderungen profitieren.

Was ist die größte Herausforderung bei der Arbeit mit ehemaligen Kindersoldaten?
Eine Herausforderung war es, die Kinder so weit zu bringen, dass sie sich öffnen. Sie haben Angst davor, als Miliz-Teilnehmer identifiziert, von der Regierung bestraft und von ihren Dörfern abgelehnt zu werden. Das hat unsere Arbeit sehr hart gemacht.

Was lässt dich an schwierigen Tagen durchhalten?
Mich treibt die Überzeugung an, dass wir Erfolg haben werden. Kurz gesagt, meine größte Motivation ist die Liebe zu diesen Kindern.

Du hast gesehen, wie die Realität vor Ort aussieht. Wie ist das Gefühl zu wissen, dass immer noch Tausende von Kindern als Soldaten missbraucht werden?
Es macht mich jedes Mal traurig, wenn ich Fälle von Kindesmissbrauch entdecke und wenn Kindern ihr Recht auf ein eigenes Leben gestohlen wird. Sie verdienen Gerechtigkeit.

Wenn du eine Botschaft an Kinder senden könntest, die noch immer als Kindersoldaten unterdrückt werden: Was wäre das?
Ich würde einfach sagen: „Es fühlt sich vielleicht so an, als wäre dir dein Leben gestohlen worden, aber du hast noch ein ganz anderes Leben vor dir, voller Möglichkeiten.“

Was würden du Entscheidungsträgern mitteilen, die das Leben und die Zukunft dieser gefährdeten Kinder in ihren Händen halten?
Es liegt an jedem Einzelnen zu entscheiden, ob die Situation in seinem Dorf akzeptabel ist und ob er sich an den Verbrechen an Kindern beteiligt fühlt. Entscheidungsträger müssen Gesetze zum Schutz von Kindern vollständig umsetzen und sie dürfen null Toleranz gegenüber Verletzungen von Kinderrechte haben.

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