Patenkinder besser verstehen:
Kinderheiraten haben im Jahr 2022 keinen Platz!
Eines von fünf Mädchen weltweit wird gezwungen, vor seinem 18. Geburtstag zu heiraten, in der Regel einen deutlich älteren Mann. Es ist uns zwar gelungen, die Zahl der Kinderheiraten in den vergangenen zehn Jahren zu senken. Die Pandemie hat dieser positiven Entwicklung allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht: Die wirtschaftlichen Folgen zwingen immer mehr Familien dazu, ihre Töchter zu verheiraten. Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe:
1. Ohne sicheres Einkommen sind Familien über kurz oder lang in einem Teufelskreis der Armut gefangen. Sie sehen sich dann gezwungen, ihre Kinder entweder zur Arbeit zu schicken oder gegen ihren Willen zu verheiraten. Das betrifft vor allem Mädchen. Ihre Verheiratung bedeutet für die Familie eine wirtschaftliche Entlastung. Das Mädchen findet sich allerdings oft in einer schlimmeren Situation als zuvor: Die Gefahr häuslicher Gewalt steigt dramatisch an, und die wirtschaftliche sowie gesundheitliche Lage verschlechtert sich ebenfalls.
2. Eine der Wurzeln von Kinderheirat ist die Ungleichheit der Geschlechter. Das zeigt sich unter anderem in der Schulklasse: 129 Millionen Mädchen weltweit können nicht am Unterricht teilnehmen und nur 49 Prozent der betroffenen Länder haben mittlerweile eine Gleichberechtigung der Geschlechter in der Grundschule erreicht. In weiterführenden Schulen sinkt diese Zahl auf gerade einmal 24 Prozent. Arme Familien bevorzugen beim Thema Ausbildung vor allem deshalb Buben, weil sie sich von diesen ein besseres Einkommen für die Familie erhoffen. Von den Mädchen wird hingegen bis zu ihrer Heirat unbezahlte Hausarbeit erwartet. Mädchen werden für arme Familien in der Folge leicht zu einer wirtschaftlichen Bürde, der man sich über Zwangsverheiratung entledigen kann.
3. In vielen Ländern ist Kinderheirat eigentlich illegal. Die entsprechenden Gesetze werden aber nur selten exekutiert und zugunsten kultureller Praktiken ignoriert. Die meisten Mädchen wissen nicht einmal, dass es diese Gesetze gibt und sie entsprechende Rechte haben. In vielen ländlichen Gemeinden gilt ein Mädchen mit Beginn der Pubertät als heiratsfähig. In manchen Gegenden wiederum ist eine frühe Heirat der Mädchen ein Politikum: Sie wird genutzt, um die Verbindungen zwischen Familien oder Gemeinschaften zu stärken. Auch eine Schwangerschaft bei unverheirateten Mädchen kann zur Zwangsheirat führen. Last but not least glauben viele Eltern noch immer, dass eine Heirat ihrer Tochter finanzielle Stabilität und bessere Chancen im Leben verschafft.
Wie die Realität aussieht...
Die Realität sieht für die betroffenen Mädchen jedoch düster aus: Frauen, die als Kinder verheiratet werden, haben im Schnitt mehr Kinder als jene, die erst nach ihrem 18. Geburtstag heiraten. Dazu steigt das Risiko, in Armut abzurutschen, und auch die gesundheitliche Situation verschlechtert sich in vielen Fällen. Auch die Kinder von Frauen, die vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet werden, zahlen einen hohen Preis: Für sie steigt das Risiko, noch vor dem fünften Geburtstag zu sterben, an Unterernährung zu leiden oder sich nicht altersgemäß zu entwickeln.
… und wie wir den Mädchen helfen
Gemeinsam können wir den Mädchen ihr Leben zurückgeben. Wir gehen gegen die Gründe für Kinderheirat vor, zeigen betroffenen Familien, wie sie sich finanziell absichern können, welche Vorteile Spargruppen für sie haben oder wie sie durch Landwirtschaft neue Einkommensquellen erschließen können. Durch wirtschaftliche Stabilität ergeben sich automatisch Alternativen zu einer Zwangsverheiratung der Töchter: Schulbildung ist nicht mehr unerschwinglich, ihre Bedeutung wird auch den Eltern vermittelt. Zugleich werden Schulen darin unterstützt, Mädchen und Buben einen guten Unterricht bieten zu können. Gemeinsam mit den lokalen Behörden, Gemeindevorstehern, religiösen Führern, den Gemeinden und natürlich den Mädchen können wir vor allem dank deiner Patenschaft langfristig die Rechte der Mädchen sichern. Damit haben auch Gewalt, Ausbeutung und Zwangsehen ein Ende.