Abenteuer Sierra Leone
Die Sierra Leone-Reise unserer Kolleginnen Juliane und Elisabeth war ein besonderes Erlebnis. Sie besuchten unsere Regionalentwicklungsgebiete Fiama und Soa, um sich vor Ort ein Bild von den Fortschritten zu machen und die Aktivitäten für die nächsten Jahre zu besprechen. In ihrem Reisebericht geben sie euch einen kleinen Einblick in ihre spannende Reise und erzählen von ihren Erfahrungen on Tour!
Aus dem Flugzeug raus und dann gleich wieder auf ein Boot? Ja, so ist das in Sierra Leone! Der Flughafen Lungi liegt nämlich auf der gleichnamigen Insel und um in die Hauptstadt Freetown zu gelangen, muss man mit den kleinen Taxibooten erstmal den Sierra Leone River überqueren. Freetown war allerdings nur der Startpunkt unserer Reise: Unsere Projektgebiete liegen ganz im Osten des Landes. Von Freetown aus fährt man noch etwa 6 Stunden bis man in den Kono Distrikt gelangt. Die Autobahn dorthin ist relativ neu gebaut und gut befahrbar. Sobald man in Kono aber die Distrikthauptstadt Koidu verlässt, befinden sich die Straßen in einem ziemlich miserablen Zustand.
Nach etwa 30 Minuten Fahrt über Stock und Stein kamen wir im World Vision-Büro des Projektgebietes Fiama an – und dieses Office liegt im Vergleich zu unserem anderen in Soa sogar noch relativ zentral. Wir haben das Gebiet am Ende der Trockenzeit besucht und schon jetzt erforderte die Fahrt auf den Straßen inmitten des tropischen Regenwaldes ein hohes Maß an Geduld und Geschick – für uns nur schwer vorstellbar, wie die Dorfbewohner und Dorfbewohnerinnen sowie unsere Kolleginnen und Kollegen bei schwierigen Wetterverhältnissen diese Wege zurücklegen können. In der Regenzeit, die von Mai bis Oktober dauert, sind etliche Straßen für Autos und Motorräder sogar gänzlich unpassierbar und viele unserer Projektgebiete nur über stundenlange Fußmärsche erreichbar.
Unsere Ankunft in Fiama und Soa
Im Zuge unserer Reise haben wir in beiden Projektgebieten viele sehr traditionelle Dörfer besucht und einen Einblick in das Leben der Familien und Patenkinder erhalten. Wie Sie vermutlich bereits wissen, sind Fiama und Soa sogenannte Chiefdoms ("Häuptlingstümer"). So wurden wir auch meist vom Oberhaupt des Dorfes persönlich begrüßt und herzlich willkommen geheißen.
Stundenlange Wege zu Schulen und Gesundheitsstationen
Um in diese meist sehr abgelegenen Dörfer zu gelangen, waren wir im Durchschnitt – ausgehend von unserem Büro – rund ein bis drei Stunden mit dem Auto unterwegs. Die Fahrt über felsige Wege und Holzstege, durch kleine Flüsse und teilweise dichten Regenwald war für uns jeden Tag ein Erlebnis. Für die Menschen in unseren Projektgebieten ist dies nichts Besonderes, sondern ganz normaler Alltag. Kinder müssen oftmals mehrere Stunden auf diesen Straßen zu Fuß zurücklegen, um ihre Schulen besuchen zu können. Insbesondere Gesundheitsstationen liegen meist viele Kilometer entfernt. Brunnen hingegen gibt es mittlerweile in den meisten Dörfern – zum Großteil wurden diese durch die Spenden der Patinnen und Paten aus Österreich ermöglicht. Somit ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser gewährleistet und die Verbreitung von Durchfallkrankheiten hat sich bereits stark verringert.

Im Laufe der Woche, die wir in Soa und Fiama verbringen durften, konnten wir außerdem den Fortschritt vieler weiterer Projektaktivitäten besichtigen. So wurden wir unter anderem von mehreren Spargruppen eingeladen, an ihren regelmäßigen Treffen teilzunehmen. Dort werden Beiträge eingesammelt, über den Umgang mit Geld diskutiert und über Kreditvergabe sowie über den Einsatz des Sozialfonds entschieden.
Spargruppen ermöglichen Schulbesuch und Krankenhausaufenthalte
Wir waren sehr berührt von den persönlichen Berichten der Mitglieder und ihrer Motivation, sich gegenseitig finanziell abzusichern und bedürftige Kinder zu unterstützen. Mit großer Begeisterung erzählten sie uns von den Erfolgen der Spargruppen in ihren Dörfern – und wie sich schon neue Spargruppen ohne externe Hilfe bilden. Diese tragen sehr zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Familien bei – viele Eltern wären ohne Spargruppen beispielsweise nicht mehr imstande, ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Die Spargruppen fungieren außerdem als eine Art schnell zugängliches „Bankkonto“, sodass Dorfbewohner, die akut ins Krankenhaus müssen, sofort an Geld für Krankentransport und Arztkosten kommen. Bislang mussten die Angehörigen erst von Tür zu Tür laufen, in der Hoffnung, dass zufällig ein Nachbar ausreichend Geld daheim hat – und erst dann konnte der Patient ins Krankenhaus gebracht werden.
Im linken Bild sehen Sie die Mitglieder der Spargruppe, die in ihren Büchlein die verschiedenen Ein- und Auslagen verzeichnen. Auf dem rechten Bild sehen Sie, wie eine Einlage erfasst, gezählt und überwacht wird.


Auf unserem Programm stand auch der Besuch von mehreren Gesundheitszentren und Grundschulen, die von World Vision bereits unterstützt wurden – oder für die uns die Bewohner noch um Unterstützung baten. Überall begegneten uns freundliche Gesichter, Tanz und Dankbarkeit für das, was World Vision durch die Spenden der Patinnen und Paten schon geleistet hat. Aber auch der freudige Stolz auf das, was sie selber beigetragen haben, war immer spürbar.
Elisabeth besuchte auf der Reise auch einige Patenkinder. Im Bild sehen Sie Esther, wie sie noch schnell einen Brief für ihren Paten aus Österreich schreibt, um ihn Elisabeth anschließend mitzugeben.
Schön war für uns vor allem, dass wir die Gelegenheit hatten, ein paar Patenkinder und deren Familien persönlich zu treffen. Trotz anfänglicher Zurückhaltung konnten wir uns – mithilfe der örtlichen, freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die übersetzten – ein bisschen unterhalten und mehr über das Leben und den Alltag der Kinder in Erfahrung bringen.
Unten sehen Sie ein Bild von einigen unserer Mitarbeiter/innen, die sich einen Tag Zeit genommen haben, um an einem Workshop mit Elisabeth teilzunehmen. Die Gruppe war vom Unterricht und unserer Kollegin sichtlich begeistert!
Grüße und Dankbarkeit aus Sierra Leone
Es war eine wunderbare und außergewöhnliche Erfahrung, unsere Arbeit sowie das traditionelle Zusammenleben in den Dörfern hautnah mitzuerleben. Im Rahmen unserer Besuche der diversen Projektgruppen und Mütterklubs, welche sich alle für das Wohlergehen ihrer Kinder einsetzen, konnten wir uns vom großen Engagement der Dorfgemeinschaften und der großartigen Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen vor Ort überzeugen.
Und einen speziellen Video-Gruß haben wir auch noch mitgebracht: Alle Patenkinder und Familien, die wir auf unserer Reise kennenlernen durften, haben ihre große Dankbarkeit und Wertschätzung ausgedrückt und uns gebeten, diesen ganz besonderen Dank an alle Paten und Patinnen weiterzugeben.