Armut und körperliche Beeinträchtigungen

Warum Armut und körperliche Beeinträchtigungen Hand in Hand gehen

Ungefähr 15 Prozent der Weltbevölkerung – etwa eine Milliarde Menschen – leben mit körperlichen Beeinträchtigungen. Der Großteil von ihnen, nämlich 80 Prozent, ist in den ärmsten Ländern der Welt beheimatet, und hier sind wiederum vor allem Frauen, ältere Menschen und Arme besonders betroffen. Wir erklären, warum das so ist.

Eine Milliarde Menschen? Aber in meinem Umfeld gibt es niemanden mit einer Beeinträchtigung!

Das kommt daher, dass Behinderungen nicht immer sichtbar sind. Nicht jeder beeinträchtigte Mensch braucht einen Rollstuhl oder Krücken. Beeinträchtigt ist auch, wer aufgrund von nicht sichtbaren physischen, mentalen, intellektuellen oder sensorischen Schwächen nicht gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann. Vor allem Frauen sind stark benachteiligt, denn sie werden gleich zweifach diskriminiert – einmal aufgrund ihres Geschlechts und ein zweites Mal aufgrund einer Behinderung.

Armut
Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen

Was hat Armut mit einer Beeinträchtigung zu tun?

Eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung erhöht das Armutsrisiko, und umgekehrt lässt Armut das Risiko einer Beeinträchtigung steigen. Das ist etwas, das jedem passieren kann: Der Job verlangt trotz Rückenschmerzen vollen Einsatz, weil ein Gehalt für die gesamte Familie reichen muss. Die Schmerzen verschlimmern sich, die Wartezeit auf eine Operation beträgt Wochen oder Monate, und wer sich keine gute Gesundheitsversorgung leisten kann, bleibt schnell einmal auf der Strecke. Zu den körperlichen Beschwerden gesellen sich oft finanzielle Sorgen und Depression.

In den ärmsten Ländern der Welt sind die Auswirkungen noch viel dramatischer als in den Industrienationen. Arbeit ist dort viel öfter mit physischen Anstrengungen verbunden, das durchschnittliche Einkommen ist gleichzeitig sehr niedrig, und entsprechend gering sind auch die finanziellen Reserven. Ein soziales Netz gibt es in der Regel auch nicht. Diskriminierung und der eingeschränkte Zugang zu kritischer Infrastruktur führen dazu, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen in der Arbeitslosigkeit landen. Betroffene Kinder können meistens nicht zur Schule gehen, und in der Regel können die Betroffenen nicht oder nur sehr eingeschränkt am sozialen Leben teilhaben. In einigen Ländern ist ihnen zusätzlich der Zugang zu Banken oder behördlichen Dienstleistungen verwehrt.

Was bedeutet das für Kinder mit Behinderungen?

Kinder mit Beeinträchtigungen sind in armen Ländern einem bis zu 80 Prozent hohen Risiko ausgesetzt, in jungen Jahren zu sterben. Einem von zehn Kindern weltweit ist der Zugang zu Grundrechten verwehrt.

Anders als gesunde Kinder sind Kinder mit besonderen Bedürfnissen unter anderem mit folgenden Risiken konfrontiert:

  • 49 Prozent waren nie in der Schule.
  • 24 Prozent werden nicht rechtzeitig gesundheitlich versorgt.
  • 25 Prozent sind untergewichtig, 34 Prozent kleinwüchsig.
  • 42 Prozent können nicht richtig lesen und rechnen.
  • 53 Prozent zeigen Symptome einer Atemwegserkrankung.
  • 51 Prozent sind unglücklich und 41 Prozent fühlen sich diskriminiert.

Hinter den nüchternen Zahlen stecken Einzelschicksale, wie das von Isma aus Uganda. Dank einer simplen Maßnahme wie einem Rollstuhl kann er wieder zur Schule gehen und am Leben der Gemeinschaft teilhaben, während seine Mutter ihrer Arbeit nachgehen und die Familie versorgen kann.

Kann man wirklich alles für jeden Menschen zugänglich machen?

Laut der Weltbank verfügen Menschen mit Beeinträchtigungen über ein deutlich geringeres Einkommen und damit über weniger Kaufkraft als Gesunde, und das wirkt sich auf die jeweiligen Regierungen und Gesellschaften aus: Die Sozialhilfe für von Menschen mit Beeinträchtigungen kostet zwischen drei und sieben Prozent des Bruttoweltprodukts. Hätten nur 15 Prozent der Betroffenen einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt und kritischer Infrastruktur, würden davon letztlich die Wirtschaften und Gesellschaften profitieren. Das sieht man auch am Beispiel von Chanlim aus Kambodscha und ihrer Familie. Chanlims Mutter arbeitet in einer Bekleidungsfabrik, um die Familie zu versorgen, denn ihr Mann leidet unter einem Klumpfuß und findet daher keine Arbeit. Auch hier hat eine Patenschaft eine dauerhafte Veränderung bewirkt: Die Familie steht finanziell auf stabileren Beinen, und Chanlim kann ihre Ausbildung fortsetzen.

Die Abkehr von Sozialhilfe hin zu mehr Inklusion für Menschen mit Beeinträchtigungen zahlt sich für alle Beteiligten aus: Firmen, die Menschen mit Beeinträchtigungen einstellen, erzielen einer Studie zufolge um 28 Prozent mehr Einnahmen, verdoppeln ihr Nettoeinkommen und erzielen 30 Prozent mehr Umsatz über einen Zeitraum von vier Jahren.

Das ist ja eine Win-Win-Situation!

Ja! Abgesehen von den finanziellen Vorteilen ist es eine moralische Verpflichtung, Menschen mit Beeinträchtigungen barrierefreien Zugang zu allen Aspekten des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens zu verschaffen. Kein Land hat je darunter gelitten, Inklusion zu fördern – weder sozial noch wirtschaftlich noch politisch. Im Gegenteil!

 

Gemeinsam verändern wir die Welt von Kindern mit Beeinträchtigungen!